Wie man eigene Bildbände erstellt
Der erste Bildband ist endlich draußen. Ganze 380 Seiten stark und gewichtige 2,6 Kilo. Für die Grundfinanzierung der Erstauflage hatte ich mich für Kickstarter entschieden und dort die Kampagne mit 253% finanziert bekommen.
Für das Für und Wider von Kickstarter und anderen Plattformen und über die anderen möglichen Veröffentlichungswege hatte ich mich Anfang letzten Jahres schon mit Jan Enkelmann in Folge 31 des Studio Kreativkommune Podcasts unterhalten und das ist noch immer ein hervorragender Startpunkt, wenn Du auch mit dem Gedanken spielst, einen Bildband herauszubringen. Wir unterhalten uns nicht nur über die Vertriebswege sondern auch über die ganzen rechtlichen Rahmenbedingungen (Pflichtexemplare für die Deutsche Nationalbibliothek, Impressum, Buchpreisbindung etc.) sondern auch über die magische ISBN (mein Buch ist auch ohne ausgekommen).
Mit der Erfahrung der Kickstarter-Kampagne im Hintergrund würde ich allerdings noch ein paar Sachen gerne ergänzen.
1. Setze den Zeitrahmen deutlich größer als Du annimmst.
Ich dachte eigentlich, dass ich schon großzügig genug war: 2 Wochen bis Kickstarter das Geld eingezogen hat, 2 Wochen bis es dann bei mir ist, dann die Zeit, die die Druckerei angab für den Druck, die Lieferzeit und noch eine Woche für das Umverpacken — nur hatte ich keinen Raum für Verzögerungen bedacht. Mit der Druckbeauftragung Ende November kam ich in das Weihnachtsgeschäft hinein, was für die Druckerei unerwartet groß war. Und dann kam auch noch ein Maschinenschaden dazu, was am Ende dazu führte, dass das Buch erst fast einen Monat später auf die Reise gehen konnte.
2. Kommuniziere offen und ehrlich mit Deinen Unterstützern. Und oft genug.
Ich habe schon während der Kampagne immer wieder Updates geteilt, in denen ich z.B. die einzelnen Dienstleister, bei denen ich die Belohnungen fertigen ließ, vorgestellt habe, habe Outtakes und Behind the Scenes Aufnahmen gezeigt und über das geänderte Buchcover informiert. Auch als sich Verzögerungen ankündigten, habe ich die Nachrichten gleich geteilt. Und selbstverständlich habe ich in den Updates geteilt, dass ich das Buch im Podcast der Fotobuch-Ecke vorgestellt hatte. So was schafft Vertrauen und Nähe. Menschen investieren Geld in eine wildfremde Person in der Hoffnung, irgendwann ein Produkt in der Hand zu halten. Ich merke selbst, dass mir inzwischen Kickstarter-Kampagnen, in denen es vom Ersteller keine Updates gibt, suspekt sind. Man bekommt auch ein wenig das Gefühl, als ob ihm oder ihr die Kampagne nicht so am Herzen liegt.
Darüber hinaus lassen sich solche Update auch immer wieder gut zum Teilen auf Social Media nutzen, um immer wieder neu auf sich aufmerksam zu machen.
3. Social Media? Nicht so tot, wie man glaubt.
Social Media hat nicht den besten Ruf wenn es darum geht, damit auch Geld umzusetzen (Influencer mal ausgenommen). Oft werden Newsletter für die größte Conversion-Rate angeführt. Das kann ich für meine Kampagne so nicht unterschreiben. Immerhin 25% der Finanzierungssumme kam direkt aus den Social Media Kanälen (Facebook 14%, Instagram 10%, Twitter 1%).
4. Nutze Kickstarter um neue Leute zu erreichen.
Was in dem Podcast etwas zu kurz kam war der Punkt, dass man mit Kickstarter auch Menschen erreicht, die einen nie auf dem Schirm hatten. 35% der Finanzierungssumme kam durch Kickstarter-Referer, 65% von außen. Das sind also Menschen, die aus Neugier in den Rubriken stöbern, Sachen explizit von Kickstarter empfohlen bekommen oder es in den News(lettern) sehen. Zudem sprichst Du bei Kickstarter auch ein internationales Publikum (im Gegensatz zu Startnext) an.
5. Überlege, wohin Du überall versenden willst.
Ich finde es irgendwie affig wenn Menschen eine internationale Plattform wie Kickstarter nutzen, dann aber die Regionen, in die sie versenden, stark einschränken. Ja, alles außerhalb der EU wird rasend teuer in Sachen Versandkosten, aber die schlägt man ja drauf und man kann für alle Länder entsprechende Tarife einstellen (wie Versandkosten aber zur Gesamtfinanzierungssumme gerechnet werden — dazu noch mal den Podcast hören!). Aber man sollte sich auch über die Mehrarbeit im Klaren sein. Während man die Versandadressen der Unterstützer:innen innerhalb der EU bequem als CSV-Datei bei DHL hochladen kann, geht das für Adressen außerhalb der EU nicht. Zudem ist für JEDE Nicht-EU-Sendung ein CN23-Zollformular inkl. der Zolltarifnummern auszufüllen. Ich bin stolz darauf, dass es eines meiner Bücher bis nach Guatemala geschafft hat, aber ich bin doch trotzdem sehr froh, dass die Mehrheit der Bücher in der EU blieb …
6. Plane Deine Kampagne rechtzeitig voraus.
Was ist das Wichtigste nach Deinem Produkt und einer gut aufgebauten Kampagne? Die PR. Gerne hätte ich auch Kanäle außerhalb von Social Media bespielt, aber ich habe es einfach verbaselt, weil ich zu spät daran gedacht habe. Fotozeitschriften hätten beispielsweise durchaus gerne was über das Projekt gebracht aber sie haben riesige Vorlaufzeiten. Es würde sich (je nach Publikation) lohnen da durchaus mindestens 3 Monate im Voraus Kontakt aufzunehmen.
7. Bemesse die Auflage groß genug.
In der Wartezeit zwischen dem Ende der Kickstarter-Kampagne und der Auszahlung des Erlöses hatte ich noch mal die Werbetrommel gerührt und gebeten, dass alle weiteren Interessierten möglichst jetzt das Buch im Webshop vorbestellen sollten, damit ich entsprechend gut die Auflage kalkulieren kann. Ich wollte immer Anzahl Kickstarter + Anzahl Vorbestellung + Anzahl Pflichtexemplare + Anzahl Geschenke + Puffer ordern, wobei der Puffer nie zu groß werden sollte — Stapel von Büchern im Keller sind am Ende auch nur totes Kapital. Kickstarter und vielleicht die Scheu von Leuten vor Kickstarter ist schon mal eine Sache, aber ich hätte trotzdem nicht gedacht, dass so viele dann doch noch vor der Vorbestellung zurückschrecken und dann erst kaufen, wenn es tatsächlich greifbar wird. Es ist jetzt noch nichtmals eine Woche seit Veröffentlichung herum und ich muss mir schon sehr konkret über eine zeitnahe zweite Auflage Gedanken machen.
8. Versandverpackungen? Colompac!
Ein sicherer Versand ist das A und O, gerade wenn es auch um die halbe oder ganze Welt geht. Ich habe auch lange recherchiert und gesucht, was denn für so ein schweres und großes Buch geeignet wäre, so dass es sicher aber ohne weitere Polsterungen ankommt. Am Ende bin ich bei der Colompac CP021-Serie gelandet, aber je nach Buchprojekt sind sicher auch andere Maße passender. Die Bücher sind darin leicht zu verpacken, man braucht keinen extra Kleberoller und auch wenn die Pappe erst dünn erscheint: Wenn das Buch in der passenden Verpackungsgröße erstmal eingeschlagen ist, wird es bombenfest.
9. Weitere Ressourcen?
Neben der schon erwähnten Podcast-Folge und den Links der Shownotes dazu, möchte ich auch noch mal auf die Wichtigkeit der Bildauswahl für ein Fotobuch hinweisen. Ideal dafür ist Sebastian H. Schroeders Buch „Eins reicht“ — in Folge 34 vom Studio Kreativkommune Podcast habe ich mich mit ihm darüber auch unterhalten.
Ansonsten wenn Fragen sind: Gerne in die Kommentare schreiben oder anschreiben!
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Vielen Dank für die schöne Übersicht und deine konkrete Erfahrungen mit Kickstarter!